
Wie ich den 1. Platz beim MedAT 2021 in Graz erreichte
Von "den Test mal anschauen" zum 1. Platz in Graz 2021. Lese Annas Erfahrungsbericht, erfahre wie sie ihre Vorbereitung strukturiert hat und was Mario Kart mit dem MedAT zu tun hat.
Der erste Antritt
Nach meiner Matura 2020 habe ich das erste Mal am MedAT teilgenommen. Mein Plan war es, mir den Test anzuschauen, um mich im nächsten Jahr besser darauf vorbereiten zu können. Ich habe dafür den BMS Stoff 1x durchgearbeitet und für die anderen Untertests eine Strategie entwickelt.
Wieso lernen, wenn man sich den Test bloß anschauen will?
Rückblickend bin ich froh, mich ein wenig vorbereitet zu haben, da ich dadurch einen großen Lerneffekt erzielen konnte. Einerseits habe ich gemerkt, welche Strategien für mich gut funktioniert haben (vor allem unter Stress und vor Ort) und welche ich nochmal überarbeiten sollte. Andererseits hat auch die große Hürde *MedAT* an Gewicht verloren. Ich denke, jede*r, der in Österreich Medizin studieren möchte, hört früher oder später wie schwer der Aufnahmetest sein soll. Das verleitet dazu eine Angst zu entwickeln, nicht gut genug zu sein und keinen Studienplatz zu erreichen. Es ist schlicht und einfach demotivierend. Nach dem ersten Antritt bin ich jedoch insofern mit einem guten Gefühl aus der Halle gegangen, da ich gemerkt habe, dass jede*r mit guter Vorbereitung einen Studienplatz erreichen kann.
Gap Year
Nachdem mein ursprünglicher Plan, im Jahr nach der Matura zu reisen, am Corona Virus gescheitert ist, habe ich an der KF in Graz Molekularbiologie inskribiert. Ich habe mir für den MedAT potenziell relevante Vorlesungen gesucht, allerdings fiel mir bald auf, dass der Stoff viel zu umfassend für den Aufnahmetest ist. Über die Basics hinweg zu lernen, bringt meiner Meinung nach nichts und ist eher hinderlich während der Vorbereitung. Daher habe ich im Wintersemester ECTS gesammelt und im Dezember mit der „gezielten“ Vorbereitung angefangen.
Im Februar habe ich zusätzlich mit der Sanitäterausbildung begonnen.
Vorbereitung 2021
„Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“ - Lao Tze. Meiner war es, mit meiner Lernpartnerin (im Folgenden als N abgekürzt) einen Plan zu erstellen. In groben Zügen: Früh mit KFF beginnen und jeden Tag ein wenig üben, BMS zusammenfassen und dann Fragen kreuzen.
BMS: Mir persönlich hilft es, eine Zusammenfassung zu erstellen. Vorab habe ich mir die Unterpunkte aufgeteilt und je nach Umfang 2-3 Themen pro Woche mit verschiedenen Quellen erarbeitet. Dabei ist es wichtig, auf Verständnis zu setzen, um die eigenen Unterlagen, auch nach Monaten, noch verstehen zu können. Themen, die mir schwerfielen, habe ich zuerst so lange bearbeitet bis ich sie verstanden habe, und mir dann in meinen eigenen Worten erklärt. Hierfür kann es sinnvoll sein, Videos auf YouTube zu schauen, in Büchern zu recherchieren oder sich von jemandem das Thema erklären zu lassen – je nachdem, wie du am besten lernst.Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Zusammenfassung nicht zu genau wird. Schau, dass du die Grundlagen gut kannst.
Das Zusammenfassen ist zwar zeitintensiv, am Ende hatte ich allerdings ein Grundverständnis für die Themen, sowie eine Mappe, in der ich jederzeit alles Relevante nachschauen konnte.
Kreuzen: Nach dem Zusammenfassen, habe ich den Stoff wiederholt, indem ich Aufgaben gekreuzt habe. Sobald etwas unklar war oder ich mich nicht mehr gut an den Stoff erinnern konnte, habe ich mir das Thema notiert und in meinen Unterlagen durchgelesen. Es war sehr angenehm, die Themen aus der eigenen Mappe zu wiederholen, da ich mir komplizierte Sachverhalte während des Zusammenfassens gut erklärt habe und mir die fehlenden Informationen nicht aus allen Unterlagen zusammensuchen musste.
KFF: Die kognitiven Untertests zeichnet aus, dass man in der Regel über eine längere Zeitspanne kontinuierlich üben muss, um besser zu werden. N und ich haben uns jede Woche die Untertests eingeteilt und haben die Anzahl mit der Zeit gesteigert. Wichtig ist es, die Schwächen öfter zu wiederholen und früh damit anzufangen. Geholfen hat mir, ein Set immer mit der passenden Zeit zu üben. Sprich 15 Wörter in 20 Minuten, 10 Zahlenfolgen in 15 Minuten etc. Dadurch entwickelt man ein Gefühl, wie lange man sich Zeit lassen kann, was beim Test viel wert ist.
TV: Dieser Untertest fiel mir nicht schwer, weshalb ich ihn nur während den Testsimulationen geübt habe. In meiner Freizeit viel zu lesen, hat mir geholfen, schneller zu werden.
SEK: Bei Sozialem Entscheiden habe ich mit der Kohlberg Theorie gearbeitet, was gut funktioniert hat. Emotionen Erkennen hingegen war definitiv der Untertest, der mir am schwersten fiel und bei dem ich auch durch Üben keinen wirklichen Fortschritt erzielt habe. Deshalb habe ich mir vorgenommen, hier nicht viel Zeit zu verlieren, sondern lieber in BMS und KFF zu investieren – eine Entscheidung, über die ich sehr froh bin.
Simulationen: N und ich haben uns viel Zeit für Simulationen genommen, um uns an die Situation „MedAT“ zu gewöhnen. Wir haben einige vollständige Testsimulationen und mehrere KFF Simulationen gemacht und im Anschluss nach einer kurzen Erholung gemeinsam ausgewertet und diskutiert. Die Ausweise haben wir immer in Kombination mit Wortflüssigkeit und Zahlenfolgen geübt.
Die Simulationen waren anstrengend und haben mitsamt Auswerten oft den ganzen Tag gedauert. Dennoch würde ich jedem empfehlen, hier durchzubeißen, N und ich haben davon in jeder Hinsicht sehr viel mitgenommen.
Was ich noch erwähnen möchte ist, dass es mir geholfen hat, die „Wartezeiten“ zu nützen. Während der Busfahrt, die 15 Minuten nach dem Impfen, Werbepausen im Fernsehen – super Gelegenheiten Lernkarten durchzulesen oder die Instagram Story von Physikcoach Robert zu lösen.
Lernpartnerin
N und ich haben uns im Molekularbiologie Studium kennengelernt und bereits im Wintersemester gemeinsam für Prüfungen vorbereitet. Während ich die BMS Mappe ausgearbeitet habe, hat N Karteikarten erstellt – beide haben dann beides nutzen können, wodurch wir uns viel Zeit erspart haben. KFF Sets haben wir zeitgleich gemacht und im Nachhinein reflektiert und Strategien ausgetauscht. Wir haben uns gegenseitig aufgebaut, motiviert, aber auch gebremst, wenn wir zu übereifrig waren.
Stressumgang
Der Aufnahmetest war für mich mit viel Stress verbunden. Um damit umgehen zu können, ist es in meinen Augen absolut notwendig, einen Ausgleich zu finden. Irgendetwas, dass dir Spaß macht. Sei es Sport, Kunst, im Garten arbeiten oder Backen – es muss dich auf andere Gedanken bringen können. Für mich haben Rettung fahren und spazieren gehen funktioniert.
Wichtig: Was andere tun, ist nicht dein Problem ;) Lass dich nicht verunsichern, weil ein*e Mitkonkurrent*in etwas anders macht oder „mehr“ lernt. Das kannst du ohnehin nicht beeinflussen; sich darüber Gedanken zu machen, stresst nur.
Seems out of context, aber:
Kennst du die Regenbogenstrecke bei Mario Kart? Ein wenig lässt sie sich mit der Vorbereitung vergleichen.
Du wirst hin und wieder rückwärtsfahren, dich nicht auskennen, hinunterfallen und böse Items werden den Weg steiniger machen. Allerdings wirst du auch Erfolgserlebnisse haben, den richtigen Weg finden und im Ziel ankommen.
Also los, gib Vollgas - dein Studienplatz wartet auf dich! :)