Wie ich beim MedAT 2021 in Linz den 3. Platz erreicht habe

Wie ich beim MedAT 2021 in Linz den 3. Platz erreicht habe

 

Es ist weniger als ein Jahr her, dass ich beschlossen habe Medizin zu studieren. Um ganz genau zu sein, habe ich "erst" fünf Monate vor dem MedAT den Entschluss dazu gefasst. Hört sich erst mal nach einer Menge Zeit an, allerdings hatte ich auch noch den Rest der 8. Klasse (12. Schulstufe) und die Matura (Abitur) vor mir. Meine Maturaleistung war mir mindestens so wichtig wie der MedAT, da ich als Plan B das Medizinstudium in Deutschland in Betracht zog, aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zum Anfang.

Der Weg zur Medizin
Die Medizin verfolgt mich bereits mein Leben lang. Meine Eltern sind beide Ärzte und seit ich denken kann, habe ich sie zu diversen medizinischen Fortbildungen und Kongressen begleitet. Anfangs war das ganze noch eher langweilig, denn während die Erwachsenen den Worten des Vortragenden folgten, verstand ich nur Spanisch – eigentlich eher Mediziner-Latein. Je mehr naturwissenschaftliches Wissen ich durch die Schule erlangte, desto faszinierender fand ich das medizinische Gerede, dem ich nirgends entfliehen konnte. In meiner Schulzeit musste ich mir ständig von MitschülerInnen und LehrerInnen anhören, dass ich sowieso Medizin studieren werde und im Beruf der Eltern enden werde. Naja, sie hatten recht. Trotzdem habe ich erst im Februar 2021 den Entschluss gefasst, dass Medizin wirklich das ist, das ich machen will, ganz egal ob es nun wirklich vorherbestimmt war oder nicht.

Aller Anfang ist schwer
Im Februar fing alles an. Ich hatte keine Ahnung, was mich beim MedAT erwartet und war eingeschüchtert, da viele Leute bereits seit Monaten, wenn nicht sogar seit Jahren, dafür lernten. Social Media gab mir den Eindruck, dass es nahezu unmöglich sei, den MedAT beim ersten Antritt zu schaffen – zeitgleich zur Matura schon gar nicht. Parallel zur Schule machte ich mir bis Ende März einen Überblick über die kognitiven Untertests und begann hin und wieder zu üben ohne große Erfolge zu bemerken. Meine Punkte bzw. richtigen Antworten schrieb ich mir beim Üben trotzdem auf, da man so den Überblick über seine Leistung bewahrt und Verbesserungen erkennt.

Jetzt geht's richtig los!
Im April startete meine intensivere Vorbereitung mit einem dreitägigen Online-Vorbereitungskurs, der mich allerdings kaum weitergebracht hat, weil die gezeigten Strategien nichts Neues für mich waren. Der Kurs war aber verhältnismäßig günstig, da die Gesundheitsholding Oberösterreich einen Teil der Kosten übernommen hatte und sogar eine Testsimulation war inkludiert.
Von April an übte ich bis zum Notenschluss der 8. Klasse (Ende April) beinahe täglich nach der Schule für vier Stunden den kognitiven Teil (KFF) mit einigen Vorbereitungsbüchern von Medinaut, Medbreaker und Medguru. Die vielen unterschiedlichen Bücher sehe ich auch als Schlüssel zum Erfolg, da verschiedene Übungsbuchersteller bei den Untertests verschiedene Fokusse setzen (ein Beispiel: einige Bücher verwenden mehr Trapeze bei den Figuren, andere bei Zahlenfolgen mehr Fibonacci-Folgen, wieder andere beides nicht) und man so verhindert zu einseitig zu lernen.
Als die letzten Schularbeiten vorbei waren, wurden aus vier Stunden Lernen zehn Stunden KFF und Textverständnis pro Tag und pausenlos ging es in dieser Form weiter bis Anfang Mai, als es Zeit für die Maturvorbereitung war. Anfang Juli, nachdem ich die Matura erfolgreich hinter mir lassen konnte, stürzte ich mich wieder in die MedAT-Vorbereitung. Diesmal lag mein Fokus auf dem BMS-Teils (Basistest Medizinische Studien), da ich mich damit noch gar nicht auseinandergesetzt hatte. Allerdings achtete ich darauf, die restlichen Untertests nicht zu vernachlässigen und bearbeitete bis zum Schluss beinahe täglich je ein Set Figuren, Zahlenfolgen, Wortflüssigkeit und Merkfähigkeit. Mit Textverständnis beschäftigte ich mich auch hin und wieder, mit den sozial-emotionalen Kompetenzen selten.

BMS (Basistest Medizinische Studien)
Auf den ersten Blick wirkt der BMS-Stoff riesig und kaum lernbar, wovon man sich nicht abschrecken lassen sollte. Im Gegensatz zur Schule, wo man gefühlt die Hälfte umsonst lernt, kann man den BMS-Stoff wirklich brauchen. Also ran an die Bücher! Den BMS Stoff lernte ich anfangs mit dem MedAT-Skript von Elsevier. Nachdem ich ein oder zwei Kapitel fertig hatte, kreuzte ich Fragen im 850 BMS Fragen Buch von Medinaut. Meine Fehler notierte ich mir, um davon zu profitieren, und neue Informationen ergänzte ich im Skript. Ich überflog auch die ÖH-Skripten, die naturwissenschaftlichen Duden und meine alten Schulbücher, ergänzte Neues und lernte so immer mehr in die Tiefe. Insgesamt bin ich den gesamten BMS-Stoff vier Mal durchgegangen. Der erste Durchgang, also das erste Lernen des kompletten BMS-Stoffs, hat etwa drei Wochen beansprucht, die restlichen Durchgänge zwischen einer halben und eineinhalb Wochen, da man immer schneller wird, je besser man den Stoff beherrscht. Einen Lernplan habe ich nicht verwendet, da mich ein zeitlich strukturierter Plan zu sehr stresst. Stattdessen habe ich den Überblick mit einer Stichwortliste des Lernstoffs bewahrt.

KFF (Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten)
Leider kann es ewig dauern bis man beim KFF-Teil Fortschritte erkennt. Deshalb ist es umso besser, je früher man mit der Vorbereitung beginnt. Besonders am Anfang kann es wirklich demotivierend sein, wenn man keine Ahnung hat, wie man die ganzen Untertests lernen soll. Aber glaubt mir, Durchhalten zahlt sich aus. Beim Üben habe ich von Anfang an darauf geachtet, die kognitiven Untertests in der gleichen Reihenfolge wie beim MedAT zu bearbeiten und relativ bald die Untertests auf Zeit geübt, um mir die Dauer, die ich für einen Buchstabensalat, eine Figur etc. habe, gut einzuprägen. Außerdem habe ich probiert, den Fokus auf meine eher schlechten KFF-Untertests zu legen und mich dafür weniger intensiv mit den erfolgreichen zu beschäftigen. Damit meine ich vor allem Implikationen erkennen und in meinem Fall auch Merkfähigkeit. Für letzteren Untertests habe ich übrigens die Major- und die Loci-Methode verwendet. Überraschenderweise hat sich vor allem erstere auch in meinen Alltag eingeschlichen, da sie wirklich praktisch ist, um sich irgendwelche Nummern und Zahlenkombinationen zu merken. Beim MedAT lernt man eben fürs Leben. ;)

Mindset

Motivation ist ein wesentlicher Stichpunkt beim MedAT, denn ohne lässt sich die Lernerei auf Dauer nicht aushalten. Besonders wichtig ist es, sich nicht von anderen demotivieren zu lassen, ganz egal ob von MedAT-Accounts auf Instagram, von Besserwissern oder dem privaten Umfeld. Mir haben Verwandte, LehrerInnen und viele andere Menschen erzählt, dass sie alle jemanden kannten, der den MedAT trotz intensiver Vorbereitung nicht bestanden hat. Beunruhigung? Fehlanzeige! Mein Gedanke war: Denen zeig‘ ich, was in mir steckt!

Trotz dieser Einstellung wollte ich mich dem negativen Gerede und vor allem den ständigen Vergleichen mit anderen nicht auf Dauer aussetzen. Unter anderem habe ich deshalb die meisten Instagram-Seiten anderer MedAT-Bewerber deabboniert, da es beim MedAT nur auf meine eigene Leistung ankommt und ich mir über die der anderen nicht den Kopf zerbrechen sollte, schließlich kann ich an deren Leistung sowieso nichts ändern!

 

Ups and Downs
Bei der Vorbereitung geht es leider nicht immer konstant bergauf, was man leider akzeptieren muss. Immer wenn ich dachte, ich hätte den Bogen bei einem Untertest raus, wurde ich mit weniger Punkten auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Das hat aber auch einen positiven Effekt, weil man dadurch erst gar nicht in Versuchung kommt, sich auf seinen Erfolgen auszuruhen. Bei der Motivation gibt es natürlich auch Höhen und Tiefen, weshalb Pausen besonders wichtig sind, was ich leider viel zu lange ignoriert habe. Je länger sich meine Vorbereitung hinzog, desto schlechter ging es mir psychisch und physisch. Psychisch, weil ich keinen Ausgleich zum Lernen hatte und physisch, weil ich mittlerweile bis zu zwölf Stunden täglich vor dem Schreibtisch saß und seit Ende April kaum Bewegung gemacht hatte. Also beschloss ich Ende Juni, von nun an mindestens einmal pro Woche eine kurze Wanderung zu machen, da mir die Berge die Kraft geben, die ich beim Lernen brauche. Allerdings packte mich das schlechte Gewissen und ich schleppte sogar auf die Gipfel meine Vorbereitungsbücher mit. Im Nachhinein ist man natürlich klüger und wenn ich euch nur eines mitgeben kann, dann das: Bitte nehmt euch Pausen und grenzt diese auch wirklich von eurer Lernzeit ab. Eine Woche hat 168 Stunden und wenn ihr ein paar Stunden davon für eure psychische und physische Gesundheit opfert, geht die Welt nicht unter. Im Gegenteil, ihr werdet von den Pausen sogar profitieren und könnt wieder fit und motiviert ins Lernen starten, statt euch geistig und körperlich zu zerstören.

Endspurt
Zwei Wochen vor dem MedAT begann ich alle zwei bis drei Tage Testsimulationen zu machen. Bei diesen erreichte ich immer die 80%-Marke, was mich hinsichtlich des MedAT etwas beruhigte. Die Nervosität kam tatsächlich erst am Tag davor, wovon ich im Nachhinein selbst überrascht bin. Ich habe dem Aufnahmetest sehr entgegengefiebert und wollte ihn endlich hinter mir haben. Am Tag der Wahrheit stand ich bald auf und genoss mein Lieblingsfrühstück, weil ich bereits um 7:30 bei der Messe Wels sein musste, wo der MedAT für Linz stattfand. Bei mir hatte ich bloß die erlaubten Gegenstände, da ich mir den Gang zur Garderobe ersparen wollte: eine durchsichtiges Täschchen, meinen Impfpass, einen Zettel mit der Bearbeitungsnummer, meinen Reisepass und eine Maske. Es stellte sich allerdings heraus, dass mein durchsichtiges Täschchen nicht erlaubt war, also musste ich im Endeffekt doch zur Garderobe. In der Testhalle angekommen war ich vollkommen fokussiert und redete mir ein, dass ich beim MedAT besser als alle anderen sein werde, auch wenn mir im Hinterkopf klar war, dass dem nicht so war. Dieses positive Zureden (vgl. self-fulfilling prophecy) kann ich wirklich jedem empfehlen! Je länger ihr euch am Testtag eure Überlegenheit einredet, desto mehr glaubt ihr selbst daran und könnt mit Selbstbewusstsein starten, wenn es endlich heißt: Bitte nehmen Sie Ihr Schreibgerät zur Hand! Um zirka 9:30, nachdem ich beinahe zwei Stunden in die Luft gestarrt hatte, begann der MedAT und ein paar Stunden später war der BMS-Teil geschafft. Trotz meines eher schlechten Gefühls nach Textverständnis startete ich zuversichtlich mit dem KFF-Teil, der mir (vielleicht wegen des Medinaut KFF Xtreme Buchs) sehr einfach vorkam. Vor allem Wortflüssigkeit, mein schlechtester Untertest, überraschte mich positiv, da ich 14 Wörter lösen konnte. Mittlerweile war das Ende des Tests in Sicht und nach dem SEK-Teil wurden wir endlich gestaffelt aus dem Saal entlassen. Zeit für Urlaub!

Ergebnisse
Der Weg zum Ziel war steinig, aber er hat sich gelohnt, als ich Ende August die E-Mail mit der Zusage öffnen konnte. Mit Rangplatz 3 und 90,81 Prozent habe ich wirklich nicht gerechnet, noch weniger mit 100% der Punkte bei Textverständnis und gerundet 99% beim KFF-Teil. Mit einem Mal ist die ganze MedAT-Last von mir abgefallen und alle Erwartungen, die monatelang mit mir herumgeschleppt habe. Der MedAT hat sich wirklich gelohnt. Aber nicht nur was den gelernten Stoff angeht, den ich auch in Zukunft noch brauchen kann. Der MedAT war eine wertvolle Erfahrung fürs Leben.
Er hat mir gezeigt, dass man mit harter Arbeit, Ehrgeiz und einem Ziel vor Augen ALLES erreichen kann. Ich bin überzeugt, dass jede und jeder da draußen dieses Ziel erreichen kann, solange er es nicht aus dem Blickfeld verliert.
Er hat mir gezeigt, dass man nicht auf andere hören darf. Erster Antritt? MedAT-Lernen parallel zur Schule? Erst spät angefangen zu lernen? Egal! Hört nicht auf andere und vor allem vergleicht euch nicht mit anderen! Der Wille und die Einstellung ist die halbe Miete des MedAT und mit dem Ziel vor Augen könnt ihr als Sieger hervorgehen! Es liegt nur an euch.


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